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Erfahrungsbericht: Windows 8.1 bzw. Windows 10 auf dem Apple MacBook Air

So gut und durchdacht die Hardware von Apple ist, so schwierig ist es in den letzten Jahren geworden Mac OS produktiv im Arbeitsumfeld einzusetzen. Angefangen mit Problemen beim Zugriff auf Windowsfreigaben, über die qualitativen Mängel von Microsoft Office for Mac, bis hin zu der Tatsache das meiner Meinung nach auch Mac OS sich immer mehr der eingeschränkten Umgebung und der Nutzerbevormundung von iOS annähert.

Nachdem ich vom Design, der Verarbeitung (vor allem der Tastatur) und der Laufzeit meines MacBooks nach wie vor begeistert bin, habe ich mich dazu entschlossen den Umstieg auf Windows zu wagen und möchte kurz meine Erfahrungen aus Sicht der Hardwareunterstützung schildern.

Installation

Schon bei der Installation von Windows merkt man, dass Apple dies eigentlich verhindern möchte und dem Nutzer daher schon zu Beginn einige, wenn vermutlich auch nicht absichtlich erstellte, Hürden in den Weg stellt.

Das Mac-Volume kann bei der Installation von Windows über Boot Camp (ein anderer Weg, also die direkte Installation von einem eingelegten Installationsmedium, ist auch gar nicht vorgesehen und in Praxisversuchen auch immer wieder gescheitert) auf minimal 27GB verkleinert werden. Eine komplette Entfernung der Mac-Partition ist nicht vorgesehen und auch nicht angedacht. Denn wird die Partition gelöscht, bootet auch das darauf installierte Windows nicht mehr. 27GB klingen nicht nach viel, bei der geringsten verbauten SSD-Größe von 128GB werden diese aber schnell vermisst.

Treiber

Die nächste Hürde stellt das Installieren der notwendigen Treiber dar, die Apple nur im Rahmen von Boot Camp anbietet. Das ist bei der Erstinstallation von Windows noch weniger problematisch, da Bootcamp sich hier um das Herunterladen und das Einspielen automatisch kümmert. Wer allerdings in Zukunft auf die Aktualisierung oder Neuinstallation der Treiber, z.B. so wie bei mir nach einem Upgrade von Windows 8.1 auf Windows 10 angewiesen ist, muss sich immer wieder erneut mit Boot Camp herumschlagen.

Das bedeutet auch das eigentlich nicht mehr genutzte Mac OS auf den neuesten Stand zu halten, sonst lädt Bootcamp auch nicht die neuesten Treiber, und obwohl Boot Camp die Treiber sogar netterweise auf einen USB-Stick (der natürlich komplett formatiert werden muss) herunterladen kann, so kann man die Treiber allerdings auch nur mittels Boot Camp bezeihen und das kann dauern. Knapp 2GB Daten in 4 Stunden bei einer 50Mbit-Leitung - da drängt sich mir schon die Frage auf, ob es Apple hier nicht absichtlich besonders schwer machen will, so mal ein direkter Bezug der aktuellsten Treiber über die Apple-Website erst gar nicht möglich ist.

Erster Eindruck

Die Installation von Windows und die anschließende Installation der Treiber läuft reibungslos. Boot Camp fügt Windows ein kleines Tool mit rudimentärsten Einstellungen zur Tastatur und Maus hinzu und auch die Standardstartpartition (Windows oder Mac) lässt sich darin festlegen.

An der Performance von Windows ist nichts auszusetzen und auch Ruhezustand und Standby funktionieren wie gewünscht.

Akkulaufzeit

Auch wenn es immer wieder Berichte gibt, dass sich die Akkulaufzeit beim Betrieb unter Windows merklich reduzieren soll, so muss ich sagen, dass ich das zumindest objektiv nicht nachvollziehen konnte.

Lüftersteuerung

Auch die Lüftersteuerung ist meiner Meinung nach gut gelungen, so ruhig wie unter Mac OS bleibt das Gerät allerdings nicht, wobei die Lautstärke des Lüfters meist nicht auffällt. Einzig, wenn Windows bei aktiviertem Bildschirmschoner die Hintergrundtasks startet, bläst der Lüfter auf höchster Stufe und das Gerät heizt sich merklich auf.

Tastatur

Die Tastaturbelegung von Mac OS und Windows ist unterschiedlich, doch wer so und so im 10-Fingersystem schreibt und die Bezeichnungen auf den Tasten nicht benötigt, wird sich schnell an die neue Tastaturbelegung gewöhnen.

Das @-Zeichen findet sich beim Q (anstatt beim L), Sonderzeichen wie eckige oder spitze Klammern sind auf der Mac-Tastatur bisher auch nicht eingezeichnet gewesen und den ab und zu benötigten Backslash erhält man mit Alt+ß.

Die Entf-Taste wird mit fn+Backspace simuliert, Strg+Alt+Entf durch Ctrl+Alt+Backspace ersetzt, die cmd-Taste ersetzt die Windows-Taste. Die Sondertastenbelegung von F1-F12 funktioniert und auch die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur erstrahlt.

Kleiner Extratipp: Die unter Windows bekannte Tastaturkombination für Screenshots Alt+Druck ersetzt man auf der Mac-Tastatur mit fn+Shift+F11.

Touchpad

Die größte Ernüchterung von Windows am Mac stellte sich bei mir in Verbindung mit dem Touchpad ein, denn dessen Bedienung ist unter Windows alles andere als "smooth" zu bezeichnen. Während die Mausbewegung und Beschleunigung für den Mauszeiger passt, ist das Scrollen ein Albtraum. Die Sensitivität beim Scrollen ist viel zu hoch und ein präzises scrollen durch längere Dokumente oder Websites damit ein Ding der Unmöglichkeit.

Zumindest für dieses Verhalten kann man mit dem Zusatztool EitherMouse (www.eithermouse.com) Abhilfe schaffen. Dieses Tool erlaubt für jede angeschlossene Maus die Geschwindigkeiten separat einzustellen. So kann für das Touchpad das Scrollverhalten auf die niedrigste Stufe gestellt werden, was zumindest etwas Linderung bringt, während angeschlossene Mäuse die gewohnten Einstellungen erhalten.

Ein Verhalten, zu dem ich bisher noch keine Lösung gefunden habe und mich wirklich regelmäßig in den Wahnsinn treibt ist, dass das Touchpad auf Berührungen während der Tastatureingabe reagiert und dabei nicht wie eigentlich zu erwarten deaktiviert wird. So versetzt man sich beim Tippen ständigen den Cursor und schreibt plötzlich an einer anderen Stelle als am eigentlichen Satzende weiter.

Das kostenpflichtige Tool Trackpad++ (trackpad.powerplan7.com) ersetzt den von Apple gelieferten Treiber durch einen eigenen und schafft es so zumindest das Scrollverhalten hinzubekommen. Allerdings sind die Treiber nicht digital signiert und so muss Windows für die Nutzung von Trackpad++ im Entwicklermodus betrieben werden und das ist meiner Meinung nach für ein Produktivsystem keine Option.

Monitor

Der interne Monitor lässt sich in voller Auflösung ansteuern und auch der Betrieb von externen Bildschirmen läuft einmal angeschlossen einwandfrei. Einzig wenn Monitore während des Bootvorgangs bzw. Aufweckens aus dem Ruhezustand angeschlossen werden, scheitert die Erkennung von Zeit zu Zeit und der Monitor bleibt schwarz. Ein erneutes Ab- und Anstecken bleibt unbeachtet und einzig ein kompletter Neustart des Systems behebt das Problem.

Aufgefallen ist mir, dass die automatische Helligkeitssteuerung des eingebauten Displays unter Windows sehr sensibel reagiert und gerade wenn die Beleuchtung von vorne erfolgt und ich mich als Nutzer zwischen Lichtquelle und Kamera befinde, sehr abrupt und häufig zwischen unterschiedlichen Helligkeitsstufen wechselt.

Audio

Neben dem Touchpad ist das Thema Audio der zweite große Frustrationsfaktor, denn die Umschaltung zwischen eingebauten Lautsprechern und Mikrofon und einem angeschlossenen Headset (iPhone-Headset) funktioniert so gut wie nie. Sobald die Audioausgabe bereits über Lautsprecher gestartet wurde und erst dann ein Headset angeschlossen wird, wird dieses oft nicht erkannt und die Audioausgabe wird nicht umgeschalten.

Sehr ärgerlich vor allem bei laufenden Skypegesprächen wenn von Lautsprecher auf Headset gewechselt werden soll. Bisher habe ich dafür auch nur Abhilfe gefunden in dem ich ein USB-Headset nutze, denn dieses wird jederzeit beim Anstecken erkannt und Skype schaltet zuverlässig um. Alternativ muss unterwegs immer bereits vor dem Telefonat das kabelgebundene Headset angeschlossen werden.

Fazit

Windows auf dem Mac ist, zumindest für den, der bereits ein MacBook besitzt und mit der Hardware zufrieden ist, eine echte Alternative. Die Hardware wird mehr oder weniger gut unterstützt und die Macken von Audio und Touchpad sind verschmerzbar bzw. umgehbar, können im stressigen Arbeitsalltag aber auch schon einmal den einen oder anderen Nerv kosten.

Wer Windows am MacBook nur wegen der Hardware betreiben möchte und deshalb mit der Neuanschaffung eines solchen Geräts liebäugelt, dem würde ich aber dringend davon abraten. In den letzten beiden Jahren sind auch von den großen bekannten Windows-Herstellern bereits konkurrenzfähige Ultrabooks auf den Markt gekommen, die Verarbeitung, Gewicht und Laufzeit des MacBooks um nichts mehr nachstehen.

Eine weitere Erfahrung, die mir nicht erspart geblieben ist: Wer ein MacBook mit Windows betreibt und dann eventuell privat auch noch eines mit Mac OS hat bzw. parallel dazu auch noch einen Windows-PC betreibt, der wird sehr schnell merken, dass der Wechsel zwischen den Tastaturlayouts mit unterschiedlichen Belegungen zu einer echten Tortur werden kann. Unterschiedliche Hintergrundbilder helfen zumindest mir eindeutig bzw. vor allem unbewusst zu erkennen, vor welchem Gerät ich gerade sitze und damit intuitiv das "richtige" Tastaturlayout zu nutzen.

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Über den Autor

Christian Bartl

Christian Bartl Requirements Engineer
& Solution Architect für Online und Mobile

Als Technologie-Enthusiast und begeisterter Programmierer entwickle ich in meiner Freizeit Websites, Software und IT-Lösungen, die mir selbst und anderen den Alltag vereinfachen.

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Kommentare

  1. Ich habe mehr als vier Jahre nach diesem Artikel den Umstieg von Mac OS auf Windows 10 durchgeführt.
    Die im Artikel genannten Einschränkungen kann ich nur noch zum Teil bestätigen: Scrollen mit dem Touchpad ist nach wie vor unmöglich, das Geräuschniveau bei Windows unter Last ist deutlich aber nicht übermässig nervig.
    Insgesamt kann ich aber mit Windows sehr viel besser arbeiten, als mit der aktuellen Mac OS - Version ("Big Sur"). Offenbar dient das Betriebssystem der Macs Apple nur noch als Verkaufsplattform.

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